Montag, 20. Juni 2011

Noch so ein Gmünder-Märchen: Bruno und die Knabenliebe

Der mächtige Bruno mit dem beeindruckenden Brillengemächt

Das an sich trübe Wochenende dieses 18./19. Juni hat dem "persönlichen Archivar" viel Erhellendes gebracht. Nein, gemeint ist nicht das Gmünder-Interview in der taz, sondern eine Vielzahl an Reaktionen auf das unsägliche Gmünder-Geschwätz. Beispiel: Pädosexualität / Knabenliebe.

Dieses ist, mit sage und schreibe 74 taz-Zeilen, ein Schwerpunktthema im Interview. Wobei die Interviewer eher zufällig - über Ole von Beust und seinen jungen Freund - an das Thema tippten, während es der Interviewte fast schon begierig aufgriff und erstaunlich breit auswalzte. Hier ein paar seiner Auslassungen:

"... was das Thema Pädosexualität angeht, da werfe ich aber auch unseren Schwulenverbänden vor, dass wir zur Missbrauchsgeschichte wahnsinnig intensiv und lautstark geschwiegen haben ... Es ist wie ein Familienerbe, das man lieber verdrängen möchte ... dass wir das im Grossen und Ganzen damals als Linke akzeptiert haben ... Was wir jetzt ... lesen, ist in Teilen furcherregend und in Teilen wollte man es gar nicht so genau wissen ... Ich war da mittendrin. Wir hatten in unserer (!!! gmünderschen???) schwulen Buchhandlung Prinz Eisenherz eine Abteilung mit Knabenliebe. Haben damit kokettiert. Die Pädogruppen haben sich bei uns getroffen ... Wir fanden das okay, wollten denen helfen ... Diesen Aspekt [selbstbestimmte Sexualität auf Kosten von Kindern, die noch nicht selbstbestimmt sind] haben wir nie gesehen. Wir wollten ihn nicht sehen. Die Akteure, das waren die Älteren. Und die haben immer gesagt: Die Jungs wollen ja zu uns, die verführen uns. Die Welle, die jetzt losgetreten wurde von den Jungs, die missbraucht wurden, das hat mich erschüttert [Hallo, Herr Gmünder: Mädchen wurden/werden genauso missbraucht! Kleine Anmerkung des Archivars]. Da habe ich mich gefragt, warum ich da nie nachgefragt habe. Stattdessen haben wir über die Weltrevolution diskutiert ..." (aus sonntaz, 18.19. Juni 2011, Seite 30)

Das Problem des Bruno Gmünder, einer der zehn mächtigsten Schwulen aus Deutschland ist seine Form von Gutmensch-Imagepflege, die von einem notorischer Hang zur Geschichtsklitterung, zum Verdrehen, Vernebeln und Verleugnen geprägt ist - Auslöser und Anlass zur Einrichtung dieses brunoleaks Blog.

Das gilt für das Thema schwule Pornographie, die und deren Macher er in den gmünderschen Verlagsanfängen lauthals öffentlich und persönlich verteufelte. Das gilt für seinen Aids-Hilfe-Heiligenschein, mit dem er sich bei jedweder Gelegenheit schmückt, während er - nachgewiesenermassen - bis zum Jahr 2008 mit Bareback-Videos Geschäfte machte. Und nun (u.a.) diese öffentliche Betroffenheits- und Erschütterungsorgie über die Missbrauchsfälle ...

Zur Erinnerung für Bruno Gmünders Gedächtnis: Bubenbilderheftchen 
aus dem pojkart Verlag Jugend in der Kunst Harry Turné, Lübeck
Ehemalige Verlagsmitarbeiter erinnern sich allerdings sehr gut daran, dass Bruno Gmünder auch nach der Prinz-Eisenherz-Zeit in Sachen Pädosexualität nicht mal im Traum "nachgefragt" hat. Bis in die Jahre 1986-87 noch hatte der Bruno Gmünder Verlag, u.a. mit den Nackedeiwerken des berüchtigten, der Knabenliebe fröhnenden pojkart Verlag Jugend in der Kunst Harry Turné (Lübeck), auch eine Form von Pädobefriedigung im Angebot.

Bruno Gmünder und John D. Stamford

Im Zuge des Ende 1986 aufkommenden Kinder-Porno-Handel-Skandals des in Holland lebenden Briten John D. Stamford (Spartacus Gay Guide - die ganze und die wahre Geschichte von der Übernahme des schwulen Reiseadressbuches durch Gmünder **) brach im Bruno Gmünder Verlag in Sachen Pädosexualität hektische Betriebsamkeit aus. Die beiden Chefs liessen die heisse Pojkart-Ware mal zur Seite schaffen, dann wieder hervorholen. Von Christian von Maltzahn ist der dazugehörige Spruch überliefert: "Naja, die [Pädos] freuen sich doch über jedes nackte Beinchen."

Eigentlich hätte Interview-Bruno den Interviewern von der taz folgendes sagen müssen:

     "Da habe ich mich gefragt, warum ich da nie nachgefragt habe. Stattdessen haben wir über Umsatzsteigerung diskutiert ..." 

      Damals nämlich war Gmünder a) Geschäftsmann b) schon weit weg von 'links', c) erwachsen (30) und wusste d) genau was er tat ...


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